Warum bio? – Biokreis-Richtlinien
Was unterscheidet eigentlich Bio-Honig von herkömmlichen Honig? Bienen lassen sich doch nicht vorschreiben, wohin sie fliegen und ihren Nektar sammeln sollen.
Eine zertifizierte Imkerei hat sich verpflichtet, sich an Richtlinien zu halten. Diese werden von der EU (EU-Öko-Verordnung) und bei Mitgliedschaft in einem Bio-Anbauverband zusätzlich vom jeweiligen Verband vorgegeben.
Die EU-Bestimmungen legen den Mindeststandart fest, während die Anbauverbände weitergehende Regeln hinzufügen. So ist es nach den EU-Richtlinien zum Beispiel erlaubt, den Betrieb nur teilweise auf bio umzustellen. Bei den Bio-Abauverbänden, wie Biokreis, Bioland oder Demeter, geht das nicht. Und unter den Verbänden selbst gibt es weiter Unterschiede in den Anforderungen.
Hier die Richtlinien unseres Bioverbandes, des Biokreis-Verbandes:
- Bienenbeuten nur aus natürlichen Materialien (Holz, Stroh, Lehm) hergestellt, biozidfreie Anstriche auf Basis von Naturstoffen, keine Desinfektion mit chemischen Mitteln
- Standort der Bienenstände mit definiertem Abstand zu Intensivkulturen (z.B. Obstplantagen) und nichtlandwirtkschaftlichen Verschmutzungsquellen (Autobahnen u.a.),
- Königinnen-Zukauf nur aus Biobetrieben, kein Beschneiden von Flügeln
- Völkervermehrung über Ablegerbildung (für den Laien: Teilen von Völkern durch den Imker) oder über Schwärme (das Volk vermehrt sich selbst)
- Verwendung von rückstandsfreiem Wachs (eigener Wachkreislauf, Naturwabenbau), nur biologische Wachsmottenbekämpfung (z.B. Essigsäure oder Bacillus-Thuringiensis), Nachweis per Wachsanalysen
- Varroabehandlung mit organischen Säuren (Ameisen-, Milch- und Oxalsäure), ätherischen Ölen (Thymol) und durch Brutentnahme
- Bienenfütterung mit eigenem Honig, Ableger und Wintereinfütterung zusätzlich mit Biozucker (in unserer Imkerei nur einheimischer Biozucker). Keine vollständige Entnahme des Honigs.
All dies und noch mehr wird von einer Zertifizierungs- und Kontrollstelle, in unserem Fall der Lacon, überprüft (Besuch des Betriebs und der Bienenstände, Rückstandsanalysen etc.).
Die Bioimkerei hat kaum direkten Einfluss auf die sie umgebende Landwirtschaft – Rückstände durch Pestizide lassen sich nicht hundertprozentig vermeiden. Trotzallem kann das Risiko der Pestizidrückstände durch die Standortwahl und die Wabenhygiene reduziert werden. Hierbei gibt der Biokreisverband klare Abstandsregelungen zu konventionellen Intensivkulturen vor. Des weiteren muss nach diesen Richtlinien älteres Wachs aus den Völkern ausgeschieden werden, da dieses vermehrt belastet ist. Naturwaben als effektive Massnahme zur Belastungsfreiheit gehört inzwischen zu der Betriebsweise jedes Biokreis-Imkers. Biokreis hat auch die strengsten Grenzwerte für Honige eingeführt.
Und wie steht es um Pharmazeutika z.B. gegen die Varroa oder die Wachsmotte, also Gifte, die der Imker selbst in den Bienenstock (Honig, Wachs) bringen könnte? Diese sind in Biohonigen nicht zu finden. Doch hat sich auch bei den konventionellen Imkern herum gesprochen, dass solche Substanzen nichts im Honig zu suchen haben.
Wenn wir zur Frage nach dem indirekten Einfluss auf Verbraucher, Landwirtschaft und Politik kommen, so ist hier der Unterschied zum konventionellen Imker besonders auffallend. Der konventionelle Imker macht zwar so viel wie möglich richtig und arbeitet vielleicht sogar fast „bio“ (den Biozucker zur Winterfütterung mal nicht berücksichtigt), verzichtet aber trotzdem letztlich auf eine Biozertifizierung. Im Gegensatz dazu macht der Bioimker mit einer Zertifizierung öffentlich, dass er nach Biorichtlinien arbeitet und dieses auch kontrollieren lässt. Dies ist eine klare Botschaft: dieser Betrieb bekennt sich zu einer natur- und tiergerechten Landwirtschaft, einer Landwirtschaft, in der Pestizide und Gentechnik nichts zu suchen haben. Und mit einer zusätzlichen Mitgliedschaft in einem Bioanbauverband ist dies auch ein überzeugtes Bekenntnis zur Biolandwirtschaft! Das Ziel ist ein sauberer Honig und eine saubere Umwelt!